Schluss mit… Amazon? Support your Local! – Warum das so schwer ist

Einkaufszentrum in Cleveland

Ich gestehe, ich kaufe viel, oft und leider auch gerne bei Amazon ein. Ja, ich weiß, dass das nicht gut ist und ich versuche auch mein Kaufverhalten so auszulegen, dass ich vor Ort oder zumindest bei Versandhändlern kaufen, die nicht mit „Am-“ beginnen und auf „-azon“ enden und dem Mittelstand angehören, oder gar „kleine Händler“ sind.

Transparenz: Links im Text mit einem Stern dahinter, sind Affiliate-Links zu Amazon.de*, alle anderen Textlinks sind keine Affiliate-Links. Das genannten Produkt habe ich gekauft und wurden mir nicht von Herstellern oder Versendern zur Verfügung gestellt. Das Review enthält außschließlich eigene Meinung.

Ich möchte dir aber auch erklären, warum ich oft bei Amazon „lande“ und dort bestelle. Vielleicht werden mir am Ende einige sogar zustimmen. Vielleicht stimmst sogar du mir zu.

Im „alten Blog“, also vor dem „Neunfang“, gab es bereist die Rubrik „Schluss mit…“, in der ich über „Alltagsdinge“ schreibe, die man (oder ich) einmal kritischer betrachten und möglicherweise sogar „Schluss mit“ machen sollte. Heute „Schluss mit Amazon, Support your Local“, aber warum das so schwer ist.

Wer bin ich als Käufer?

Lass’ mich erst einmal erklären, welcher Typ von Käufer ich bin. Du wirst dich möglicherweise wiedererkennen. Eigentlich bin ich ein ganz gewöhnlicher und wenig umständlicher Kunde – oder vielleicht etwas anders, als andere, aber eigentlich ganz gewöhnlich.

Eines noch Vorweg – Was möchte ich kaufen

Möglicherweise sollte ich noch etwas voranstellen, bevor ich mit der Beschreibung von mir als Kunden beginne. Ich möchte hier dem Artikel nicht über den Kauf von Alltagsgegenständen schreiben, die man in jedem (besseren) Lebensmittelgeschäft oder Drogeriemarkt kaufen kann. Diese Waren muss man nun wirklich nicht bei Amazon kaufen – okay, aktuell auf Grund er Pandemie mag es besser sein, so wenig, wie möglich Kontakte zu haben und sich beliefern zu lassen, aber viele Lebensmittler vor Ort haben Lieferdienste, die kann man nutzen und Drogerieartikel gibt es bei Müller, DM, Rossmann und so weiter. Die liefern mit Paketdiensten. Amazon wäre, nein, ist dafür nicht nötig – und trotzdem gibt es einen Artikel, den ich regelmäßig bei Amazon kaufe. Es ist ein Kosmetikprodukt, das leider kein deutscher Anbieter im Angebot hat.

Dieser Post soll also von Produkten handeln, die man nicht alltäglich kauft und eher keine kurzläufigen Verbrauchsartikel, wie Büroartikel oder Hygieneprodukte sind.

Ich möchte kaufen…

Hier gehts also um Computer-, Elektro-, Foto, Hobbyprodukte oder Kleidung.

Also wer bin ich als Kunde…

Wenn ich einen neuen Computer, eine neue Kamera oder Fahrrad kaufe, dann informiere ich mich über das, was ich kaufen möchte, bereits vor ab intensiv im Internet. Ich lese Produktseiten der Hersteller, Reviews und gucke Review-Videos auf YouTube.

Keine Influencer

Wobei ich Videos von „Normalos“, selbst wenn sie nicht „fancy“ geschnitten und „hip“ eingesprochen wurden, gegenüber jenen von „Influencer:innen“ bevorzuge. In der Regel gilt, je mehr Follower und professioneller ein Video – aber auch Blogbeitrag – gemacht ist, umso eher ist die Gefahr gegeben, dass man ein „gekauftes“ Werbevideo sieht und man nicht die eigene Meinung der vortragenden Person bekommt. Influencer:innen vertraue ich nicht, oder weniger. Auf Grund dessen Meinung und Aussagen kaufe ich nichts.

Keine Verkäufer

Für mich sind das Verkäufer:innen und da bin ich beim nächsten Punkt, warum ich kein Kunde für den stationären Handel bin. Ich hasse es wie die Pest, wenn ich in Geschäften bin und Verkäufer:innen ungefragt auf mich zukommen und mich beraten wollen. Ich fühle mich, so blöd das klingt, irgendwie unter Druck gesetzt, dann etwas kaufen zu müssen. – Druck mag ich nicht.Wenn ich beraten werden möchte, dann gehe ich auf die oder den Verkäufer:in zu, aber man soll nicht auf mich zukommen. Im Laden will ich, bis ich mich zum Kauf entscheide, in Ruhe gelassen werden. Das ist ein Grund, warum ich so gerne online einkaufe und weniger im stationären Handel.

Ich will es sofort

Wenn ich mich entschieden habe, ein Produkt zu kaufen, dann möchte ich die Ware sofort, oder zumindest so schnell wie möglich. Das spräche eigentlich für den stationären Einzelhandel. Man geht in den Laden, kauft die Ware und geht wieder raus. Schneller kann man die Ware nicht bekommen. – Oder doch?

Online Kaufen

Okay, an dieser ist es eigentlich ausgeglichen. Ich habe einen Punkt der gegen den Einzelhandel spricht und eine dafür genannt und genauso umgedreht für den Onlinehandel. – Und trotzdem überwiegt bei mir der Onlineeinkauf.

Aber warum kaufe ich nun so oft bei Amazon?

Wie ich bereits erwähnte, möchte ich die Dinge, bei denen ich mich zum Kauf entschlossen habe, so schnell wie möglich in meinen Händen halten. Das ist bei Technik eher der Fall, als bei Kleidung.

Der ideale Einzelhandel

Und an dieser Stelle würde ich dem Einzelhandel vor Ort, oder zumindest in akzeptabler Nähe den Vorgang geben, besonders vor Amazon. In der Regel weiß ja, was ich kaufen möchte und kann so auf die Beratung verzichten. Der Einzelhandel ist es wert, unterstützt zu werden und dass kein (Quasi)Monopol entsteht, dass Preise, Ware und/oder ähnliches bestimmen kann. Außerdem schafft der Einzelhandel, zumindest in meinem Idealverständnis, Arbeitsplätze, zu fairen Bedingungen vor Ort und zahlt Steuern in Deutschland, Österreich, der Schweiz, oder wo auch immer du meinen Artikel lesen magst.

Von Laden zu Laden – Lass das, ich hass das

Das Problem ist nur, dass ich ebenfalls ein bisschen „faul“ bin. Nicht nur, dass ich etwas sofort haben möchte, ich will auch nicht „ewig lange“ danach zu suchen und einen Laden, nach dem anderen aufsuchen müssen, um meinen gewünschten Artikel kaufen zu können.Wie gesagt, rein in den Laden, nicht viel „quatschen“, Produkt bezahlen, mitnehmen und raus aus dem Laden. So möchte ich das haben.

Eine Webseite mit dem Angebot

Und hier bin ich an der Stelle des idealen Einzelhandelsgeschäftes. Ideal wäre, wenn der Einzelhandel Webseiten hätte, auf denen man sehen kann, welche Waren und in welcher Stückzahl (zumindest, ob sie vorrätig sind) sie angeboten werden.

Händler, du holst mich in deinen Laden

Doch leider haben die meisten Geschäfte nicht einmal eine Webseite und schon gar nicht Produktseiten.
Hat der Händler aber eine vernünftige Seite, dann kann er mich als seinen Kunden in seine Laden holen. Ich möchte dir zwei Beispiele nennen, wie man mich in den stationären Handel bekommen hat, von dem ich nicht einmal wusste, dass es ihn gab.

Zwei Beispiele

Als ich mir meine erste DSLM-Kamera kaufte, eine Sony a6000*, habe ich mich erst über die a6000*, wie beschrieben, informiert. Dann habe gegoogelt, welche Verkäufer es neben Amazon gibt. Ein mittelständische Filialunternehmen (Calumet), welches man als üblichen verdächtigen für Kamerakäufe hier Vorort nennen könnte, hatte die Kamera damals nur auf Bestellung und mit Warten, gleiches galt für Saturn und Mediamarkt.

Die DSLM-Kamera

Doch dann fand ich den Händler Photohaus in der Nähe des Jungfernstiegs. Ein sympathisches, mittelständisches Unternehmen aus und in Hamburg.

Ich kannte den Händler bis dahin nicht. Auch wenn die Kamera auf der Seite vorhanden war, schrieb ich dem Händler eine Mail und fragte, ob ich die Kamera vor Ort abholen könnte. Eine oder zwei Stunden später hielt die Sony DSLM in der Hand.

Der Wahoo

Ähnlich war es beim Kauf meines Wahoo Elemnt Roam*. Nur musste ich bei dem noch mehr suchen.

Fahrradhändler hat Hamburg viele, aber die meisten haben keine Internetshop und schon gar keine Zubehörseite, auf der man die Produkte einsehen kann, welche man führt. Allenfalls sieht man, welche Markenräder man führt oder von welchem Hersteller Schläuche oder Verbrauchsartikel verkauft werden.

Durch einen absoluten Zufall bin ich auf den Fahrradhändler „Big Lebikeski“ keine 1000 Meter entfernt gestoßen, der einen Onlineshop anbietet, in dem ich auch den Wahoo Elemnt Roam fand.Ebenfalls schrieb ich eine Mail, ob der Artikel vor Ort verfügbar ist und am Nachmittag konnte ich meinen Wahoo abholen.

Als Kunden gewonnen

Beide Händler können sich sicher sein, dass ich sie, wenn man mich fragt, empfehle und vor allem, dass ich, wenn etwas aus ihrem Sortiment kaufen möchte, bei ihnen kaufe. Support your local, hier mache ich es gerne!

Meistens ist es anders

Aber meistens läuft es eben nicht so. Ich suche wirklich lange und ausgiebig mit Google, ob es nicht einen Händler vor Ort gibt, doch meisten werde ich nicht fündig.

Lösung Onlinekauf

Dann suche ich meine Lösung bei Onlinehändlern und lande meistens bei Amazon. Aber ich möchte es dennoch erst einmal ohne Amazon auskommen und muss leider oft lernen, dass keiner zuverlässiger ist als Amazon

Erster Grund: den Artikel gibt es nirgends

Als Beispiel und das passiert mir nicht selten, möchte ich (vielleicht) Exoten nennen, die man einfach nur bei Amazon oder auch bei AliExpress bekommt. Das sind nicht mal „billige“ China-Artikel.

Das Insta360-Problem

Ebenfalls im Sommer habe ich mir für den Blog und späteres YouTube-Projekt eine neue Action und 360°-Kamera anschaffen wollen. Da ich schone eine Insta360 OneX* besaß, fiel die Entscheidung auf eine Insta360 One R*. Leider war die Kamera bei keinem Händler vor Ort zu erhalten.

Aber auch Onlinehändler hatten die Insta360 OneR zu diesem Zeitpunkt nicht vorrätig, oder ich hätte Wochen warten müssen. Dazu komme ich gleich noch in einem anderen Beispiel. Also habe ich die Kamera und das Zubehör bei Amazon bestellt – bis auf ein Zubehörsteil. – Das hatte damals nicht einmal Amazon, die Fernbedienung*. Diese musste ich dann ganz gegen meine Art bei AliExpress bestellen. Die bieten für ausgewählte Produkte den Versand aus Europa an, so dass man nicht die Probleme mit dem Zoll hat. – Günstiger sind die Artikel aber selten und ganz ehrlich, AliExpress und derartige Seiten, dazu zählt auch Wish, sollten die absolut letzte (am besten keine) Möglichkeit sein. Dann lieber Amazon!

Zweiter Grund: Den Artikel gibt es, aber

Hat man einen Artikel dann doch bei einem hiesigen Onlineversender gefunden, sind die Versandzeiten und Versandpartner nicht akzeptabel. Da ist es wieder, das Problem, dass ich nicht warten kann und finde, im Jahr 2021 auch nicht mehr muss.

Amazon gibt an, wann die Ware geliefert wird

Bei Amazon bekommt man „klar“ angezeigt, bis wann ein Artikel zugestellt wird. – Ja, ich gebe zu, primär, wenn die Ware auch von Amazon versendet wird. Und so bestelle ich auch meistens bei Amazon, also wenn die Ware auf dem „Marketplace“ verkauft wird, dann achte ich darauf, dass Amazon der Versender ist. Ich habe Amazon Prime* und in Hamburg werden die meisten Waren über Amazon selbst ausgeliefert. Damit gehe ich sicher, dass meine Ware so geliefert wird, wie ich sie erwarte – und dass sie überhaupt geliefert wird.

Onlinehändler sind da unpräziser

Onlinehändler sind da nicht so präzise. Da wird dann gerne von „Versand innerhalb von 1-2 Tagen“ oder ähnlichem gesprochen. Gemeint ist damit aber in der Regel nicht, dass man die Ware innerhalb von zwei Tagen erhält. – Nein, man meint damit, dass man allenfalls innerhalb von zwei Werktagen die Ware auf den Weg schickt und auch das wird meistens nicht garantiert. Man versendet nur in der Regel innerhalb von zwei Werktagen.

Versandunternehmenauswahl

Zu der Zeit, bis versendet wird, kommt noch die Zeit, die das (vom Händler) gewählte Versandunternehmen benötigt, um die Ware auszuliefern. Das ist dann wieder ein ganz anders Problem. Es gibt Händler bei denen bestelle ich nicht, weil sie nur einen Logistiker anbieten, den ich ablehne, weil er hier unzuverlässig. Ich wäre ja bereit für den Versand zu bezahlen, oder mehr zu bezahlen, wenn ich mir den Versender und die Geschwindigkeit aussuchen könnte.

Mehr als 24h bis zum Versand sind nicht mehr zeitgemäß

Aber noch einmal zurück zu dem Problem, „Versand 1-2 Tage“.

Es gibt Händler, die in Ihren AGB und auf ihren Seiten schreiben, dass Bestellungen, die bis 14 Uhr eingegangen sind, noch am selben Werktag versendet werden. Damit kann man leben, aber wieso schaffen das nur ganz wenige Unternehmen? Heute sollten alle Händler eine EDV-unterstützte Warenwirtschaft haben. Bestellungen gehen ein und sollten dann automatisiert an die entsprechende Stelle zur Auslieferung gehen.

Wie ein Versand läuft (eine fiktive Geschichte)

Aber wenn man bestellt, hat man das Gefühl, dass jede Bestellung, die man online tätigt, erst einmal per E-Mail eingeht, ausdruckt, händisch verarbeitet, per Fax an den Versand im Haus sendet, der dann wieder das Fax an ein Board im Lager hängt, bis ein Mitarbeiter sich bereit fühlt, die Bestellung zu einem Paket im Lager zusammen zu sammeln, um dann ein Versandetikett bei der Versandabteilung per Rohrpost zu beantragen, dass ausgedruckt wird und irgendwann mal auf dem Paket landet.

Wie der Versand 2021 verlaufen sollte (gefühlt nicht auch fiktiv)

Das mag 1998 oder 2000 mal nicht anders funktioniert haben, aber wir sind im Jahr 2021. Es muss doch möglich sein, dass eine Bestellung nach Bezahlung per Kreditkarte, PayPal, Klarma oder Amazon Pay sofort und automatisiert an den Versand geht und dort zügig zusammengestellt wird.

Amazon schafft es doch auch

Wie kann so etwas heute noch 48 oder mehr Stunden dauern?Amazon schafft es doch auch. Klar, die sind größer, aber heute sollte doch fast alles automatisiert sein. Was dauert denn da zwei Werktage?

Kundenservice

Und zu Guter Schluss noch der Kundenservice. Es ist ein Graus und da ist es oft egal, bei welchem Händler man bestellt. Hat man Fragen beim Kundenservice wird es richtig mies. Entweder man erhält erst Tage später antworten (gut, da ist dann wieder das ausdrucken von eMails und vermutlich interne weiterfaxen), man erhält gar keine Antworten und bei aller Freundlichkeit, die ich anwende (Freundlichkeit ist mir wichtig, „wie man in den Wald ruft…“, daher bin ich immer freundlich), erhält man arrogante und unfreundliche Antworten. Kulanz ist oft kaum vorhanden. Das kann Amazon besser. Ich habe keinen Händler, bis auf Apple, bisher erlebt, der nur annähernd kulant und freundlich ist, wie die Mitarbeiter bei Amazon. Selbst beim „unsinnigsten“ Problem bleiben die Mitarbeiter freundlich, bieten Hilfe und oft Kulanz an.

So bekommt ihr mich Händler

„Support your local“; unterstütze deinen lokalen Händler… Ich würde es so gerne, aber ihr wollt mich nicht. Dabei wäre es so einfach! Legt euch vernünftige Webseiten zu (und wenn es eine Jimdo.com– oder Wix.com-Seite ist, beide haben sogar Shops), auf der ich eure Produkte sehen kann.

Wenn ihr versendet, dann bekommt es hin, Waren nicht erst nach Tagen zu verschicken.
Gebt mir die Wahl des Versandunternehmens (zumindest zwei), seid freundlich, kulant und antwortet auf Fragen nicht erst nach Tagen, sondern Stunden.

Also ich würde ja gerne mit Amazon schluss machen, aber wollt ihr Händler das auch?

Dein/Euer

Autogramm von HoernRockz

Bildhinweise:
Titelbild „Einkaufszentrum“ von David Mark
„Influencer“ von Diggity Marketing
„Shop“ von Gerd Altmann
„Paketwagen“ Bild von F. Muhammad
„Kundenservice“ Bild von Gerd Altmann alle auf Pixabay

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