Eigentlich ist es das Thema und die Frage, die vermutlich sehr vielen im Kopf „rumschwirrt“, auch wenn es nicht wenige gibt, die dies abstreiten werden. Die Frage ist vielleicht sogar etwas sehr persönliches: „Was geschieht mit mir nach meinem Tod?“
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Ich weiß schon, was einige jetzt antworten werden. Ihr sagt, dann ist es aus, dunkel, nichts mehr. Der Mensch verrottet in seinem Grab. Ein Leben nach dem Tod, das gibt es nicht. Das mag sein, trotzdem stelle ich mir diese Frage, ich glaube, fast so lange, wie ich denken kann. Schon als Kind hat mich die Frage umtrieben, was ist nach meinem Tod.
Damals war es noch ziemlich einfach, es zu beantworten. Ich war mir sicher, nach meinem Sterben in den Himmel zu kommen. – Bin ich doch in einer gläubigen Familie aufgewachsen und selbst mein Vater, der als Arzt dem Tod am nächsten in meiner Familie steht, da immer wieder Patienten sterben, sprach schon immer darüber, was nach dem Sterben geschehe. Er wusste in meiner Kindheit immer genau, was geschehen wird. Für ihn, wie auch für meine Mutter, gab es immer Himmel und „Hölle“.
Himmel, Hölle oder gar nichts? Die Urangst
Und trotzdem meine Eltern mir und meinem Bruder immer erzählten, dass man nach dem Tod nur die Welt verlassen habe, aber die Seele danach noch in einer anderen, ich nenne es einmal, Hemisphäre bestehen würde, habe ich schon immer diese Urangst vor dem Sterben.
Ich erinnere mich an einen Traum, den ich mit circa sechs oder sieben Jahren hatte.
In dem stehe ich vor dem offenen Sarg eines Freundes und bin bei seiner Beerdigung dabei. Diesen Traum konnte ich mir nie erklären. Doch er hat sich so eingebrannt, dass ich ihn noch immer nicht vergessen habe. – Später in meinem Leben sollte es so ähnlich geschehen, wie in dem Traum.
„Servus Opa, sagte ich leise“
Dann erinnere ich mich beim Begriff Tod und Sterben noch einmal an die Grundschulzeit. Es muss in der dritten Klassen gewesen sein, da lasen wir den Kinderroman: „Servus Opa, sagte ich leise*“, von Elfie Donnelly.
Der Roman erzählt von dem 10 jährigen Jungen Michael, der das Sterben seines geliebten Opas miterlebt. Von allen in seiner Familie fällt ihm der Tod des Opas am schwersten. Doch an dem Tag der Beerdigung versteht der Junge, dass niemand so wirklich stirbt, solange man an ihn denkt.
„Servus Opa, sagte ich leise“ und die Weisheit des Jungen daraus hat mich lange beruhigt. Es beruhigte mich vielmehr, als wenn meine Eltern mir sagten, dass es eine Seele gebe und diese weiterlebe.
Noch immer nutze ich den Roman und dessen Aussage, dass niemand so richtig stirbt, solange man an die Person denkt.
Das erste Mal kam ich mit 13 Jahren, ungewollt von meinen Eltern, direkt mit dem Tod eines sehr nahen Verwandten – einer meiner Nanas (engl. Oma) – in Kontakt. Meine Nana Anny, die väterlicherseits meine Oma war, litt damals, wie der Opa des Michaels, an einem Krebsleiden im Endstadium und wir waren bei ihr in den USA. Mein Papa wollte, verständlicherweise bei ihrem Tod dabei sein.
In dieser Zeit wohnten wir mit in dem Haus meiner Nana, und neben dem Personal und einer Schwester kümmerten sich meine Eltern um Nana Anny.
Leben nach dem Tod
Tod meiner Nana
Meine Nana verstarb am frühen Morgen und ich weiß nicht mehr, was mich trieb. Ich war sehr früh wach, obwohl ich hätte schlafen können. Ich weiß nicht, wieso ich in ihr Zimmer ging, ich tat es einfach. Mich zog irgendwas zu ihrem Zimmer. Dort waren meine Eltern. Meine Mutter versuchte mich sofort aus dem Zimmer zu bugsieren. Sie wollte nicht, dass ich Anny tot in ihrem Bett sehe. – Doch dazu war es zu spät.
Ich sah, wie ich in der Tür stand, ihren weit offenen Mund und die noch offenen, starren blauen Augen.
Ihr Körper war durch den Bauchspeicheldrüsenkrebs, der bereits gestreut hatte, gänzlich aufgezehrt, meine Nana, war zu diesem Zeitpunkt gerade erst verstorben.
Meine Mutter, die mich aus dem Zimmer bugsierte, erklärte mir, meiner Großmutter würde es nicht gut gehen, aber sie lebe. Sie würden Phillip, meinen Bruder und mich jetzt zu einer Nanny bringen, die öfter auf uns aufpasste, wenn wir in den USA waren. Ich solle mir keine Sorgen machen, doch ich wusste in dem Augenblick, dass meine Nana nicht mehr lebt. Warum ich das wusste, weiß ich nicht, denn bis zu diesem Tage hatte nie einen toten Menschen gesehen, aber ich wusste es und habe gleich danach mit Phillip und unserer Nanny darüber gesprochen.
Aber genau dieses Bild meiner toten Oma habe ich noch immer im Kopf, wenn ich an einen gestorbenen Menschen denke, selbst wenn ich bereits andere tote gesehen habe und einmal die Woche durch mein Studium an einer Leiche arbeite, die man als Medizinstudent präpariert.
Das Buch half mir – Aber weinen konnte ich nicht
Damals hat mir das Buch „Servus Opa, sagte ich leise“ geholfen, das zu überwinden.
Meine Oma war immer eine Frau, die ihre Contenance bewahrte und sehr darauf achtete, dass auch wir Kinder es taten. Sie fand es nie gut, wenn wir „Jungs“ weinten und nach ihr wurden wir erzogen.
So habe ich bei ihrer Beerdigung keine Träne weinen können. Nicht, weil mir nicht danach war – ich hätte heulen können, doch ich habe es unterdrückt. – Nach der Beisetzung meiner Nana habe ich erst bei der Beerdigung meines Cousins das erste Mal wieder bei einem Begräbnis geweint und dann so richtig bei Phillips Beerdigung, weil ich es bis zu diesem beiden Beerdigungen unfair gefunden habe zu weinen, wenn ich es nicht bei Nana Anny tat, doch bei meinem Cousin und meinem Bruder konnte ich es nicht anders.
Nach Anny starben noch viele Menschen in meinem Leben, die mir etwas bedeuteten; mein damals bester Freund und ein weiterer Freund, mir wichtige Lehrer, mein einziger Grandpa, dann mein liebster Cousin, meine Tante und das schlimmste mein Bruder und alle in so kurzer Zeit.
Der Glaube half mir immer weniger
Und seitdem spüre ich, dass mir der Glaube daran, den man mir als Kind gab, dass man nicht wirklich stirbt, sondern nur die Seele den Körper verlässt, immer weniger hilft.
Nicht nur der Tod mir so naher und lieber Menschen, lässt mich Angst davor haben, dass es kein Leben nach dem Tod gibt, sondern es ist auch das Wissen, welches man im Leben immer mehr in sich aufnimmt. Wie mein Vater studiere ich Medizin. Im Präpkurs sehe ich jede Woche die Leiche, aber das ist nur der Körper. Wer sagt, dass es eine Seele gab?
Wann immer ich an den Tod denke, habe ich so große Angst, dass ein Nichts kommt – dass es einfach aus ist, wie bei einem Gerät, das kaputt gegangen ist. Ich habe davor eine so große Angst, dass es nicht selten sogar mein Leben beschäftigt. Sehe ich zum Beispiel eine Dokumentation auf dem History Channel über die Endzeit der Erde und dass diese ganz sicher kommen wird, kann ich wieder ein Stück weniger daran glauben, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Es reicht schon aus, das überhaupt über ein natürliches Ende von etwas gesprochen wird, dass ich über das nachdenke, was nach meinem Ableben geschieht und was wäre, wenn ich jetzt tot umfallen würde.
Todestraum, der sich real anfühlte
Ich hatte vor ungefähr drei Jahren einen Traum, der mich meinen Körper in so einer Situation verlassen ließ und es fühlte sich gut an, denn es schien, als sagte mir etwas, ich bräuchte davor keine Angst haben. Die Angst ist dennoch seit dem Tod meines Bruder so groß geworden, dass ich in derartigen Augenblicke richtige und manchmal heftige Panikattacken bekomme. – Und ich weiß, was Panikattacken sind.
Panik vor dem Tod
Dann wünschte ich mir, ganz sicher sein zu können, dass es ein Leben danach gibt.
Ich kann nicht sagen warum, aber für mich wäre nichts schlimmer, als erkennen zu müssen, dass es nichts gibt, dass es schwarz wird und dann ist es aus. Mein ganzer Glaube wäre dann nichts mehr wert und ich will dieses schwarz, dieses Nichts nicht. Vielleicht bin ich egoistisch, aber es ist auch die Hoffnung, bei den Menschen zu sein, die ich liebte. Zu wissen, dass ich mich die Jahre nicht selbst betrogen habe, wenn ich mir und anderen sagte, dass der Mensch und selbst ein Tier nie stirbt, sondern nur den Körper verlässt. Auch wenn ich mich oft als Agnostiker bezeichne, ist immer noch ein Glaube in mir.
Die Angst schützt mich auch
Doch wäre die Angst nicht da, vielleicht wäre ich schon lange bei meinen Lieben, die ich verloren habe.
Auf der anderen Seite auch nicht, denn ich wüsste, dass ich sie irgendwann wiedersehe. Wüsste ich nur, dass wir Leben, nachdem wir gestorben sind, dann könnte ich endlich leben. Es würde mich nicht länger behindern, diese Panik vor meinem Tod. Freunde sagen, ich sei zu jung, um über so etwas nachzudenken? Kann man denn zu jung sein?
Ich will diese Angst nicht mehr spüren müssen.
Greetz
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